Match-day.de Interview mit Michael Werchau

Der BV Alme geht in der Saison 2021|22 wieder in der Kreisliga A Hochsauerland an den Start. Die Gelb-Schwarzen schlossen die vergangene, vorzeitig abgebrochene Spielzeit auf dem sechsten Tabellenplatz ab und starten mit einem Heimspiel gegen den FC Fleckenberg/Grafschaft 04 II in die neue Saison. match-day.de hat mit Trainer Michael Werchau unter anderem über die bisherige Vorbereitung, die Zukunft des Frauenfußballs beim BV Alme und die Ziele für die kommende Spielzeit gesprochen.

match-day.de: Der BV Alme hat in der Saisonvorbereitung bisher vier von fünf Partien siegreich gestalten können. Wie fällt Ihr Fazit bis hierhin aus?
Michael Werchau: „Wir sind als Trainerteam sehr zufrieden mit den Auftritten der Mannschaft. Immerhin haben wir fast neun Monate kein Spiel absolvieren können. Die Ergebnisse spielen für uns in den Testspielen zumeist eine untergeordnete Rolle. Wir versuchen immer die Elemente, die wir im Training wiederholend üben, im Spiel umzusetzen. Wir sind einfach froh, wieder vor den Ball treten zu können und unsere Gemeinschaft zu genießen. Zum Glück sind alle an Bord geblieben und zu unseren feststehenden Abgängen, die wir schmerzlich vermissen, keine weitere dazugekommen.“
match-day.de: Ihr Team ist seit der Saison 2020|21 als Neunermannschaft gemeldet, hat aber aufgrund der Corona-Pandemie erst sechs Spiele als solche bestreiten können. Haben Sie mittlerweile das Team auf diese taktische Änderung einstellen können?
Michael Werchau: „Wir sind tatsächlich noch ein wenig in der Findungsphase, aber die Art und Weise, wie wir in den bisherigen Spielen aufgetreten sind, macht einen schon zuversichtlich. Wir müssen der kompletten Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Alle Spielerinnen sind mit Herzblut dabei. Man merkt, dass die Damen richtig Bock haben, sich zu verbessern und sehr gut zuhören, auch wenn sich das Trainerteam in den Ansagen öfter mal wiederholen muss. Gerade ich kann da sehr verbissen sein und lasse in grundlegenden taktischen Situationen nicht locker. Aber noch nehmen sie es mir nicht übel. Wir trainieren natürlich die Spielerinnen dahingehend, dass sie mehrere Positionen spielen können und wir dadurch variabler agieren. Je routinierter wir dies umsetzen, umso besser lassen sich personelle Ausfälle kompensieren.“

match-day.de: Das Team musste wie angesprochen auf einer Neuner Mannschaft umgestellt werden. Unter dem Gesichtspunkt, dass es in Alme derzeit keine Mädchenmannschaft gibt, stellt sich die Frage, wie es mit dem Frauenfußball beim BV in Zukunft weitergehen wird, oder?
Michael Werchau: „Wir haben in erster Linie eine Neunermannschaft gemeldet, weil die Kadersituation unklar ist und sich daher schlecht planen lässt. Das liegt an Schichtdiensten und Spielerinnen, die etwas weiter weg zum Studium gehen. Natürlich hoffen wir, dass der BV Alme weitere Mädels für den Mädchen-, ebenfalls aber auch für den Frauenfußball begeistern und motivieren kann. Aus meiner Sicht ist dies wirklich schwierig, da ich eher das Gefühl habe, dass Fußball für Mädchen nicht mehr so attraktiv ist. Man könnte jetzt natürlich endlos darüber philosophieren, warum dies so eingetreten ist. Der Weg muss dahin gehen, so früh wie möglich die Mädels für den Sport und für die darin gelebte Gemeinschaft zu begeistern. Wir bieten neuerdings auch eine Tanzgruppe für die Nachwuchssportler, darüber hinaus wird es voraussichtlich ab Januar 2022 eine Kinderturngruppe geben und vielleicht kristallisiert sich ja dabei die eine oder andere Fußballerin heraus. Wichtig ist uns im Verein, dass wir für jeden Altersbereich ein Sportangebot anbieten können. Jede Interessierte ist natürlich jederzeit herzlich willkommen und wird mit offenen Armen empfangen. Darüber hinaus veranstaltet der Fußballkreis Hochsauerland am Samstag, den 28. August, bei uns in der Alme-Arena den Tag des Frauenfußball. Wir hoffen natürlich, dass dieses Event trotz Corona mit den geplanten elf Mannschaften stattfindet und wir viele Zuschauer und Interessierte begrüßen können. Und am Ende des Tages melden sich eventuell Spielerinnen bei uns an.“
match-day.de: Zum Zeitpunkt des Abbruchs der Saison 2020|21 hatte der BV Alme zehn Punkte aus sechs Spielen auf dem Konto. Wird man in der bevorstehenden Saison oben mitspielen können? Wo sehen Sie Ihre Mannschaft?
Michael Werchau: „Das Trainerteam steht immer im engen Austausch mit unserer Kapitänin Jil Aßhauer und dem Mannschaftsrat. Gemeinsam haben wir uns festgelegt, dass wir Ziele anhand einer Platzierung nicht festlegen wollen. Wir hoffen natürlich, in der Tabelle weiter oben stehen zu können und wollen in den Spielen alles reinwerfen, was wir haben. Wenn am Ende der neunzig Minuten bzw. am Ende der Saison ein positives Gefühl dabei herauskommt, haben wir einiges richtig gemacht. Ich sehe uns wie die vergangenen Jahren im Mittelfeld. Vielleicht können wir die eine oder andere Mannschaft ärgern. Ich erwarte den FC Remblinghausen, die SG Nuhnetal/Züschen und den FC Fleckenberg/Grafschaft 04 auf den vorderen Plätzen.“

match-day.de: Wo sehen Sie die Stärken Ihres Teams und wo muss noch spielerisch, taktisch oder personell nachgebessert werden?
Michael Werchau: „Unsere Stärke ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Dazu kommt, dass wir einige Spielerinnen haben, die aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten auch mal den Unterschied machen können. Die taktische Linie ist für mich immer ein dynamischer Prozess, der immer verbessert werden kann. Wir müssen sehen, wie die ersten Spiele in der neuen Saison laufen. Die Testspiele sind ein guter Ansatzpunkt, aber jedes Spiel ist halt anders. Wir haben in den bisherigen Partien gegen Gegner aus anderen Kreisen gespielt, sodass eine Gewichtung schwierig einzuschätzen ist. Eine personelle Nachbesserung steht nicht im Fokus, da in unserer Umgebung der Nachwuchs rar gesät ist und auch kein Verein geographisch so nah an uns liegt, um für etwaige Spielerinnen aufgrund der Fahrzeiten attraktiv zu wirken.“
match-day.de: In der Saison 2021|22 muss der BV Alme bei Auswärtsspielen im Durchschnitt rund 100 Kilometer Fahrstrecke pro Auswärtsspiel zurücklegen. Allein die Fahrt nach Finnentrop erhöht den Tachostand um 146 Kilometer. Ist die Lage am östlichen Rand des Hochsauerlandkreises an Auswärtsspieltagen ein Nachteil?
Michael Werchau: „Das ist natürlich ein schwieriges Thema. Während unsere Gegner einmal zu uns kommen müssen, fahren wir quasi alle zwei Wochen sehr lange. Aber als Nachteil kann man die Fahrt zu einem Auswärtsspiel nicht bezeichnen. Wir sind dankbar, in dieser aktuellen Corona-Situation überhaupt spielen zu dürfen. Wir nehmen die längeren Strecken auch gerne an, da wir Freude haben, gemeinsam als Team aufzutreten und bestenfalls den einen oder anderen Sieg mit nach Hause nehmen zu können. Der Zeitaufwand im Allgemeinen ist tatsächlich nicht ohne, da man ja nicht umgezogen aus dem Auto steigt und zur Begrüßung an den Mittelpunkt geht. Wir versuchen immer eine Stunde eher dazu sein, um uns ordentlich vorzubereiten. Da ist eine Stunde auch schnell aufgebraucht. Aber dies ist ja nicht neu für uns und wir machen das Beste daraus, indem wir zum Beispiel auch nach dem Spiel noch etwas unternehmen oder zusammensitzen.“

match-day.de: Der erste Spieltag ist in etwas mehr als zwei Wochen. Sie starten mit Ihrem Team zuhause gegen den FC Fleckenberg/Grafschaft 04 II. Sehen Sie sich für den Saisonstart gerüstet und sind gegen die Zweitvertretung des FC drei Punkte Pflicht?
Michael Werchau: „Unterschätzen sollte man den FC Fleckenberg/Grafschaft 04 II nicht, denn nicht nur die erste Mannschaft des FC zeigt Talent am Ball. Wir freuen uns über den Besuch der FC-Reserve und hoffen auf ein faires und natürlich erfolgreiches Spiel aus unserer Sicht. Generell ist ein Sieg in einem Spiel nie Pflicht für uns. Es wäre respektlos und vermessen, so an die Aufgabe heranzugehen. Jede Mannschaft gibt auf dem Platz alles, was im Köcher steckt und versucht, für sich das beste Ergebnis zu erzielen. Ich denke schon, dass wir gerüstet sind, aber im Endeffekt wissen wir das erst nach ein paar Spielen. Dann wird man sehen, was das Trainerteam und die Mannschaft gemeinsam geleistet hat.“